Wasserdichtigkeit

Stellen an denen Wasser in die Uhr eindringen kann:

Das Uhrenglas

Gängige Mineral- oder Saphir-Uhrengläser werden zusammen mit einem umlaufenden Kunststoff-Dichtungsring von oben in den Glassitz gepresst. Diese Abdichtung ist im Grunde recht dauerhaft, jedoch altert der Kunststoff der Dichtung durch z.B. UV-Licht, Temperatureinflüsse, chemische Substanzen, und Ähnliches. Er wird hart, rissig und schrumpft, sodass er seine Dichtwirkung verliert. Ebenso kann durch Beschädigung des Glases an dessen Rand die Dichtheit evtl. nicht mehr gewährleistet sein.

Der Gehäuseboden

Unabhängig von der Konstruktion des Bodens (gedrückt, geschraubt, etc.) wird die Abdichtung praktisch immer durch eine Kunststoff- oder Gummidichtung realisiert. Dieses Material altert, wird hart, spröde, rissig.

Durch den direkten Kontakt mit der Haut dringt Schweiß und Feuchtigkeit bis zur Dichtung vor und kann diesen Alterungsprozess deutlich beschleunigen. Ebenso kann durch Öffnen des Bodens (z.B.Batteriewechsel) die Dichtheit verloren gehen.
 
Ausdrücklich möchte ich jedoch betonen, dass (wie so oft behauptet) dieser Verlust der Dichtheit nach dem Öffnen KEINESFALLS eintreten MUSS. Wenn die Dichtung nicht mechanisch beschädigt wird, in gutem Zustand ist, Verschmutzungen vor dem Wiederverschließen entfernt werden und die Dichtung leicht gefettet wird, ist die Uhr genauso dicht wie vorher.
Schließen sollte man daraus allenfalls, den Batteriewechsel evtl. einer Person mit einem Grundmaß an Fähigkeiten zu überlassen, wenn man auf weitere Dichtheit seine Uhr Wert legt.

Für verglaste Gehäuseböden gilt das Selbe, wie unter dem Punkt "Uhrenglas".
Eine "ernstgemeinte" Wassersportuhr wird daher auch keinen verglasten Gehäuseboden haben.


Die Krone

In unverschraubten Kronen (erkennbar an der freien Drehbarkeit im Ruhezustand) befinden sich winzige Gummi-O-Ringe, welche die Krone auf dem Gehäusetubus (kleines aus dem Gehäuse ragendes Röhrchen) abdichten. Diese O-Ringe unterliegen wie schon ausgeführt ebenfalls der Alterung. Außerdem wird durch Bedienen der Krone die Dichtung sehr viel stärker beansprucht, als die Dichtungen am Glas oder Boden. Bereits ein kleiner Fremdkörper (Sandkorn, o.ä.), der beim Ziehen der Krone eindringt, kann die Abdichtung dauerhaft in Frage stellen.

Verschraubte Kronen werden nach der Bedienung auf einem Gewindetubus festgeschraubt. Dies erhöht die Dichtheit erheblich, ebenso verhindert es durch die Fixierung der Krone am Gehäuse mechanische Belastungen der Krone und Dichtungen z.B. durch Stöße oder Ähnlichem.
Eine "ernstgemeinte" Wassersportuhr wird mit solch einer Krone ausgestattet sein.

Drücker (z.B. Chronographendrücker) sind ein weiterer Schwachpunkt, für die oben genannte Ausführungen entsprechend gelten.

Erfahrungsgemäß sind Krone und Drücker die Stellen, die zuerst Probleme bei der Dichtheit machen.


Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Dichtheit einer Uhr zusammen mit dem verwendeten Prüfdruck eine Eigenschaft zum Zeitpunkt des Verlassens des Herstellerwerkes ist und keinesfalls eine Eigenschaft, die über ausgedehnte Zeiträume erhalten bleibt.

Insbesondere bei sehr preisgünstigen Uhren ist diese Angabe oft nicht viel mehr als ein frommer Wunsch des Herstellers, der schon aus Kostendruck keine Einzelprüfung vornehmen kann und wird, sondern lieber eine gewisse Ausfallquote billigend in Kauf nimmt.

So wie wir heute ganz selbstverständlich unsere modernen Smartphones vor dem Gang ins Wasser ablegen, war es vor gar nicht so langer Zeit ebenso üblich, die Armbanduhr zu diesem Zweck abzulegen.

Für mich persönlich ist Wasserdichtigkeit einer Uhr eine willkommenen Eigenschaft für den "Fall der Fälle", jedoch keine Eigenschaft, die ich tagtäglich unter Beweis stellen muss, wenn es sich vermeiden lässt.